Diesen Beitrag teilen
10. Dezember 2019

Alterseinsamkeit – was können Kommunen tun?

Titelfoto: © medhochzwei Verlag 2019/Illustratorin: Susanne Igelmund

 

In diesem Blogbeitrag geht es um die kommunalen Möglichkeiten zu Reduzierung von Alterseinsamkeit und skizziert wird ein ein kurzes Szenario der kommunalen Auswirkungen von Alterseinsamkeit.

Alterseinsamkeit erlangt immer mehr Aufmerksamkeit und dies ist in einer stark alternden, immer mobileren Gesellschaft kein überraschender Tatbestand. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der alterseinsamer Menschen in 2013 bei circa 220.000 hochaltrigen Menschen lag und diese Problematik wird sich in Zukunft deutlich verstärken.

In Großbritannien wurde 2018 bereits ein Ministerium mit der Problemlösung betraut und auch im aktuellen Koalitionsvertrag der Groko steht, dass Einsamkeit in allen Altersgruppen bekämpft werden soll.

Einsamkeit im Alter lautet auch der Titel der aktuellen Ausgabe „PRO ALTER“  und dort wird das Thema in mehreren Beiträgen beleuchtet.

 

Alterseinsamkeit – keine Epidemie, aber ernstes Problem

Ergebnisse des deutschen Altersservice (DEAS) 2017 zeigen, dass das Risiko für Einsamkeit im Alter in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zwar nicht zugenommen hat, bei Hochaltrigen und gerade älteren Frauen aber ein nicht unwichtiges Problem darstellt.

Gleichzeitig wird auch bemängelt, dass die Lage Hochaltriger bislang empirisch nicht ausreichend untersucht ist und dieses künftig stärker fokussiert wird.

Wie alle demografischen Herausforderungen ist Alterseinsamkeit regional und lokal sehr unterschiedlich ausgeprägt und benötigt individuelle kommunale Lösungen.

 

Mehr Transparenz durch Daten

Unser Wegweiser bietet für Kommunen ab 5.000 Einwohner*innen eine Vielzahl von Indikatoren, die auch zum Thema Einsamkeit im Alter hilfreiche Informationen für die kommunalen Herausforderungen liefern können.

  • Dies sind z. B. Altersstrukturprognosen bis 2030, aus denen die steigende Anzahl über 80-Jähriger entnommen werden kann. Zusätzlich zeigen Grundsicherungsquoten im Alter oder Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer*innen die Risiken von Altersarmut, die oft mit Einsamkeitsproblemen verbunden sind.
  • Wanderungsprofile (Zuzüge oder Fortzüge) nach Altersklassen, Entwicklungen der Einpersonenhaushalte, Haushalte mit Kindern oder die Zahl der beruflichen Auspendler können Hinweise zu reduzierten Kontaktmöglichkeiten mit eigenen Kindern aufzeigen.
  • Bereits bestehende Anteile Pflegebedürftiger oder Pflegeprognosen bieten weitere Indikatoren zur Einschätzung der aktuellen und künftigen Herausforderungen.

Idealerweise wird auch dieses Thema sozialräumlich bearbeitet, da wohnortnahe Kontakte und Netzwerke für Betroffene hilfreich sind. Da unser Wegweiser nur Daten für Kommunen insgesamt liefern kann, sind ergänzende Befragungen zu den Lebenslagen älterer Menschen sinnvoll, die nach Quartieren ausgewertet werden.

Ein Blick auf die verschiedenen seniorenpolitischen Ziele der folgenden Abbildung zeigt, dass viele dieser Ziele einen unmittelbaren Einfluss auch auf das Thema Alterseinsamkeit haben.

Wie kommen wir von einem Negativ– zu einem Positivszenario?

Ein erstes Ziel könnte darin bestehen, dass Thema Einsamkeit auf die politische Agenda zu setzen und ein allgemeines Problembewusstsein zu schaffen. Szenariotechnik kann ein erster Schritt zur Initiierung zielführender Maßnahmen sein. Ein Negativszenario kann kommunale Akteure für das Thema sensibilisieren und ein Positivszenario kann kommunale Akteure zur Durchführung von Maßnahmen motivieren.

Hier ein stark verkürztes Szenario, was für jede Kommune bzw. jedes Quartier anders aussehen wird und von kommunalen Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden und Zivilgesellschaft erarbeitet werden sollte.

 

Negativszenario

Die Anzahl der Hochaltrigen in der Kommune/im Quartier steigt bis 2030 auf X. Trotzdem wurden keine zukunftsorientierten seniorenpolitischen Konzepte erarbeitet und keine zielführende Maßnahmen durchgeführt.

Ein großer Teil Hochaltriger hat gesundheitliche Beeinträchtigungen und die damit verbundenen Mobilitätseinschränkungen führen zu reduzierten sozialen Kontakten Älterer und Alterseinsamkeit.

Der Arbeitsmarkt verlangt von Jüngeren eine immer größere Mobilität und dadurch leben immer mehr Ältere ohne ortsnahe Familienangehörige.

Auch die zunehmenden Altersarmutstendenzen sowie Suchttendenzen verstärken Scham- und Einsamkeitsgefühle. Die sehr hohe Selbstmordrate Hochaltriger verstärkt sich weiterhin und Menschen sterben vielfach allein und unbemerkt in ihren Wohnungen.

 

Positivszenario mit zielführenden Maßnahmen

In den Kommunen/Quartieren wurden frühzeitig Konzepte erarbeitet und gestartet wurde mit einer Analyse der Situation älterer Menschen in ihren Quartieren. Die Daten dieser Analyse wurden in Quartiersworkshops diskutiert und zielführende Maßnahmen durchgeführt.

Gesundheitsfördernde Maßnahmen und Kontaktmöglichkeiten (z. B. Tafelangebote mit der Möglichkeit zur Begegnung, präventiver Hausbesuch, Telefonketten, innovative Kommunikationskonzepte, auch unter Einbindung neuer digitaler Möglichkeiten) in den Quartieren werden genutzt und führte zu außerfamiliären Netzwerke. Durch diese Maßnahmen hat sich die physische und psychische Gesundheit älterer Menschen deutlich verbessert, aber auch mobilitätseingeschränkte Menschen nutzen die Angebote.

Die Einsamkeits-, Sucht- aber auch Armutsproblematik älterer Menschen wurde deutlich reduziert und auch Suizide und unbemerktes Sterben finden nicht mehr statt.

Ältere haben eine bessere Lebensqualität, Kommunen/Quartiere profitieren durch mehr Engagement und Pflegekosten – auch Hilfe zur Pflege – werden gespart.

 

Begleitprobleme von Einsamkeit – Suizidrate und Alkoholsucht erhöht

In diesem Zusammenhang überrascht es auch nicht, dass die höchsten Selbstmordraten bei den Hochaltrigen zu finden sind.

Hier gibt es aber deutliche regionale – und vermutlich auch lokale – Unterschiede und Männer bringen sich mit 17,6 Selbstmorden je 100.000 dreimal so häufig um wie Frauen (5,8 je 100.000). Auch dieses Thema sollte im Rahmen einer kommunalen Analyse beleuchtet werden.

Auch problematischer Alkoholkonsum im Alter hat oft einen Zusammenhang mit Einsamkeitsproblemen und ist ein kommunaler Ansatzpunkt.

 

Diesen Beitrag teilen
Kommentar verfassen

  • wowo wrote on 05.01.2020

    Tip
    Digitale Nachbarn.de (Rotes Kreuz) könnte ein weiterer Puzzlestein sein das Problem per Alexa (Sprachassistent) etwas ab zu mildern.

    Bleibe dran mit LG
    wowo

    • wwaehnke wrote on 08.01.2020

      ja, auch das sind sinnvolle Möglichkeiten