Senioren haben erheblichen Einfluss auf den Wahlausgang. So war es jetzt auch wieder im Saarland. Die CDU hat bei den über 60-jährigen einen Stimmenanteil von 48 Prozent erreicht. Zudem liegt die Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe deutlich höher als bei den Jüngeren. Auch das Brexit-Votum entschieden die Älteren. Nach einer Analyse des britischen Nachrichtenkanals Sky News beteiligten sich nur ca. 1/3 der 18-24-jährigen Wahlberechtigten am Brexit-Votum, während es bei den über 65-jährigen 83 Prozent waren. Hinzu kommt noch ein andere Tatsache: Bei der kommenden Bundestagswahl werden die über 60-jährigen mit 36,1 % die größte Wählergruppe darstellen.
Was bedeutet die große Wählergruppe der Senioren für die politischen Entscheider?
Seniorenpolitische Aktivitäten sind auf Bundes- und Landesebene immer mehr wahlentscheidend und werden deshalb stärker in den Fokus geraten. Auf Bundesebene werden dies Themen wie Altersarmut, Rente oder Pflege aber auch weiterhin das Engagement älterer Menschen sein. Auf kommunaler Ebene hängen die Themen von den lokalen Gegebenheiten ab, die in den verschiedenen Stadtteilen, Quartieren oder Sozialräumen der Kommunen unterschiedlich priorisiert werden. Aber auch auf kommunaler Ebene werden die seniorenpolitischen Maßnahmen zunehmend wahlentscheidend sein.
Was können kommunale Zukunftsgestalter tun?
Ein erster Schritt könnte die Priorisierung der zentralen seniorenpolitischen Herausforderungen in der Kommune sein. Hierbei sollte kritisch hinterfragt werden, ob die seniorenpolitischen Herausforderungen für alle Stadtteile oder Quartiere ähnlich sind. Fast immer liegen unterschiedliche Herausforderungen vor, wenn z. B.
- In Quartier A der Hausarzt fehlt
- in Quartier B der Bäcker fehlt
- in Quartier C die soziale Teilhabe wegen hoher Altersarmut eingeschränkt ist oder
- in Quartier D eine hohe Anzahl einsamer, pflegebedürftiger älterer Singles leben, die schon jetzt den Pflegenotstand erleben.
Hierzu ist eine datenbasierte Vorgehensweise wichtig und unser Wegweiser Kommune kann hierzu eine erste Datenbasis liefern. Ergänzende repräsentative Seniorenbefragungen auf Quartiersebene (Den Fragebogen finden Sie hier) verbessern hier die Entscheidungsgrundlage. Wichtig ist zudem, dass bedeutsame lokale Akteure an der Diskussion beteiligt werden. Nachdem die wichtigsten Herausforderungen erarbeitet wurden, können dann – ebenfalls partizipativ – Ziele und Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt werden.
Warum sind seniorenpolitische Maßnahmen auch für jüngere Generationen wichtig?
Fast immer profitieren auch andere Generationen von seniorenpolitischen Maßnahmen, wenn z. B. die Daseinsvorsorge im Dorf durch einen Dorfladen oder Hausarzt verbessert wird, wenn der Abbau von Barrieren in der Kommune auch Eltern mit dem Kinderwagen die Mobilität erleichtern oder wenn man weiß, dass sich Menschen ehrenamtlich um alleinstehende Ältere kümmern. Die Bedeutung seniorenpolitischer Maßnahmen auf kommunaler Ebene spiegeln sich inzwischen auch in vielen Förderprogrammen der Bundesländer wieder, wie z. B. im Landesförderplan NRW. Natürlich profitieren auch kommunale Gestalter selbst von einer zukunftsorientierten Seniorenpolitik, denn auch ihre berufliche Zukunft hängt oft vom Votum der Senioren ab.
Ich stimme der Überschrift und den einleitenden Worten zu.
Klaus Thornagel