Für den Kinderschutzbund und seine Gliederungen waren besonders die ersten Wochen des sogenannten Lockdowns eine große Herausforderung. Vielfach bestand Unsicherheit darüber, welche Angebote weitergeführt werden dürfen, Schutzausrüstung wie Mund-Nasen-Schutz für die Fachkräfte war kaum oder gar nicht verfügbar. Viele hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zu den Risikogruppen oder müssen angesichts geschlossener Schulen und Kindergärten eigene Kinder betreuen.
Dennoch ist für den Kinderschutzbund eines völlig klar: Wir sind systemrelevant!
Und so entstanden in unseren Orts-, Kreis- und Landesverbänden schnell vielfach kreative Ideen, wie Kinderschutz auch in Zeiten von Corona-Schutzmaßnahmen gewährleistet werden und der Kontakt zu Kindern und ihren Familien bestehen bleiben kann.
Sehr viele Beratungsangebote des Kinderschutzbundes finden derzeit telefonisch und per E-Mail statt. Ausprobiert werden zum Beispiel Skype-Cafés zur Beratung zu einer fest kommunizierten Uhrzeit. Viele Gliederungen haben außerdem ihre Krisenhotlines ausgeweitet und verstärken mit ihren Fachkräften das Beratungsangebot der „Nummer gegen Kummer“. Unsere viel nachgefragten Kleiderläden für günstige oder ganz kostenlose Second-Hand-Kinderkleidung sind kurzerhand zu Onlineanbietern umgezogen.
Um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben, nutzen viele nun verstärkt die sozialen Medien. Auf Instagram werden Fotochallenges gestartet, auf Facebook gibt es einen Livestream mit Patinnen und Paten, die Bücher lesen und sich per Kommentarfunktion mit den Kindern und Jugendlichen austauschen. Die Hausaufgabenhilfe erfolgt per Messengerdienst.
Auch in der Familienhilfe finden Gespräche nun bei einem Spaziergang an der frischen Luft statt – natürlich unter Beachtung aller Abstands- und Hygieneregeln. Ein Elterngespräch am Fenster kann immerhin akute Entlastung bieten.
Kinderbetreuung zu Hause, wenn der Jahresurlaub verbraucht ist?
Ein Problem treibt die Ortsverbände jetzt zunehmend um: Viele Eltern mussten ihren Jahresurlaub einsetzen, um die Kinderbetreuung während der Schul- und Kitaschließungen sicherzustellen. Viele Mütter und Väter sind in Kurzarbeit geschickt worden oder haben ihre Arbeit ganz verloren. Und nun stehen die Sommerferien bevor. Wir erwarten daher eine große Nachfrage für unsere Ferienprogramme. Gleichzeitig können wir die Angebote nur in Kleingruppen und mit erhöhtem Personalaufwand anbieten. Die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stecken schon mitten in den Planungen – um möglichst vielen Kindern den Zugang zu einem Freizeitangebot zu ermöglichen.
Die Kinderschützerinnen und Kinderschützer geben in der aktuellen Lage alle ihr Bestes. Ich bin sehr froh darüber, dass unser Verband die Lage so gut es geht stemmen will und auch kann.
Umso mehr betrübt es mich, dass Kinder und ihre Rechte in der politischen Debatte um die Corona-Maßnahmen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Für eine schrittweise Öffnung von Kitas und Schulen gab es lange keinen Plan, auch nicht, als die ersten Möbelhäuser wieder öffnen durften. Nach massivem Protest von Eltern und Kinderschutzorganisationen kommt nun etwas Bewegung in diese Sache.
Kinderrechte ins Grundgesetz!
Könnte meine Überzeugung, dass Kinderrechte in das Grundgesetz gehören, noch wachsen, sie täte es angesichts dieser Pandemie. Wie in einem Brennglas wird jetzt deutlich, dass Kinder nicht als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten wahrgenommen werden. Allenfalls sind sie Anhängsel ihrer Eltern und Kita und Schule nicht mehr als Aufbewahrungsanstalten, damit Eltern ihrer Arbeit nachgehen können. Diese Haltung zu verändern, daran werden wir als Kinderschutzbund weiterarbeiten.
Der Kinderschutzbund: Seit Jahrzehnten aktiv für die Interessen von Kindern!
Der Kinderschutzbund (DKSB), gegründet 1953, ist mit 50.000 Mitgliedern in über 400 Ortsverbänden die größte Kinderschutzorganisation Deutschlands. Der DKSB setzt sich für die Interessen von Kindern sowie für Veränderungen in Politik und Gesellschaft ein. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Kinderrechte, Kinder in Armut, Gewalt gegen Kinder sowie Kinder und Medien.
In unseren Gliederungen sind wir Träger von Kitas und Ganztagsschulen und der Kinder- und Jugendhilfe. Kinderschützer*innen in ganz Deutschland beraten Familien in Elternkursen, als Babylotsen und in der Hausaufgabenhilfe. In unseren Kinderhäusern finden Familien vielfältige Beratungs-, Betreuungs- und Unterstützungsangebote.
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