Geraume Zeit schwankte meine Gemütslage zwischen „Das traut er sich nicht wirklich!“ und „Er ist imstande und macht es wahr!“ Die Rede ist von Donald Trump, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika auf der einen und dem Pariser Abkommen zum Globalen Klimaschutz auf der anderen Seite.
Den 1. Juni 2017 werden wir in trauriger Erinnerung behalten. Denn es ist der Tag, an dem sich einer der mächtigsten Männer der Welt über alle Appelle internationaler Verbündeter hinweggesetzt und den Klimavertrag kurzerhand aufgekündigt hat. Selten passte der Satz „Nach mir die Sintflut!“ besser, möchte man denken. Zur Erinnerung: Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass 193 Staaten nach langen Verhandlungen das Abkommen unterzeichnet hatten. Und nun genügte ein einziger Satz im Garten des Weißen Hauses, um alles infrage zu stellen: „Die USA werden sich aus der Pariser Klimaschutz-Übereinkunft zurückziehen.“ Die Regierung von Donald Trump betrachtet – unter dem Mantra eines immer wieder vorgetragenen „America first!“ – den Klimaschutz als schädlich für die USA. Mehr noch: Die amerikanische Regierung leugnet, unter Bezugnahme auf eine angeblich stabile Eisbärpopulation, den Klimawandel und bezeichnet sich selbst als einen der führenden Klimaschützer.
Dabei hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres noch vor wenigen Tagen bei einer Grundsatzrede zum Klimawandel den US-Präsidenten vehement angegriffen – freilich, ohne ausdrücklich seinen Namen zu nennen. Aber jeder wusste, wer gemeint war. „Die Welt – ein Scherbenhaufen“ leitete er seine Brandrede ein, um kurz danach festzustellen: „Wenn eine Regierung den Sinn dieses Abkommens bezweifelt, dann müssen andere umso mehr Kurs halten.“ Seine Hoffnung: Europa und die Welt bleiben auch ohne die USA auf Klimaschutzkurs.
Das Aus für die Sustainable Development Goals?
Das ist auch dringend nötig – denn die Zeit läuft. Bis 2030 sind es nicht einmal mehr 13 Jahre, dann wollen wir die 17 Sustainable Development Goals mit ihren 169 Unterzielen erreicht haben. Nicht einmal 5.000 Tage bleiben bis zum Erreichen der anspruchsvollen Ziele. „Armut beenden“, „Bildung für alle“, „Meere schützen“, um nur wenige der globalen Entwicklungsziele zu nennen. Und eben das Ziel ausgerechnet mit der Nummer 13: „Umfassender Klimaschutz“.
Alles aus also, vorbei? – Nein. Ich glaube, nichts ist vorbei!
Wir sollten dem „Make America great again!“ die deutliche Botschaft entgegensetzen „Jetzt erst recht – nichts ist verloren!“ „We shall overcome …“ ist die bessere Haltung. Denn zum einen wird sich die Staatengemeinschaft nicht davon abhalten lassen, nun umso vehementer für das Erreichen der Klimaschutzziele eintreten. Es gibt einfach Dinge, die tut man nicht. Und dazu gehört, den Klimaschutz zum Spielball zweifelhafter Wahlversprechen und nationaler Partikularinteressen zu machen.
Und zum anderen, das macht Mut, gibt es ungezählte Beispiele tagtäglichen Einsatzes für Nachhaltigkeit. In den Kommunen beispielsweise, die mittlerweile in großer Zahl Ernst machen mit dem oft gehörten Appell: „Global denken – lokal handeln!“
Nachhaltigkeit und Klimaschutz beginnen in den Kommunen
Immer mehr Städte, Kreise und Gemeinden in Deutschland übernehmen Verantwortung und haben das Thema weit oben auf der Tagesordnung. Sie entwickeln innovative Stadtentwicklungs- und Mobilitätskonzepte, schaffen trotz schwieriger Haushaltssituation Stellen für Nachhaltigkeitsmanager, erstellen wertvolle Nachhaltigkeitsberichte. Die Kommunen sind es, die das Thema seit langem aufgegriffen haben und vorantreiben. Ganz konkret vor Ort – dort, wo die Menschen leben – wird sich entscheiden, ob nachhaltige Entwicklung und die Umsetzung der 2030-Agenda ein Erfolg werden. Nachhaltigkeit beginnt in den Kommunen. Wie durch ein Brennglas werden dort Fortschritte und Misserfolge sichtbar.
Mit dem „No!“ der USA hat – wie Antonio Guterres es ausgedrückt hat – der Nachhaltigkeitszug endgültig den Bahnhof verlassen. „Entweder Ihr steigt ein oder Ihr bleibt zurück!“ Und unzählige Kommunen sind bereits eingestiegen und sorgen für Dampf, um die Lok in Fahrt zu halten.
Ein nachdenklicher Tag also, aber kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Unterstützen wir vielmehr die Kommunen auf Ihrem Weg zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.
Ein lesenswertes Buch in diesem Zusammenhang: „If Majors ruled the world“ (Würden Bürgermeister die Welt regieren) von Benjamin Barber. Er vertritt und belegt die These, dass Staatslenker in internationalen Konferenzen (nur) reden, Kommunen in internationalen Netzwerken aber handeln. => Nicht nur Kinder sondern auch Bürgermeister bräuchten mehr Macht