Der Pflegenotstand ist schon seit Jahren ein Thema und die Bertelsmann Stiftung hat sich vor einigen Jahren in einer Studie mit der Anwerbung von Fachkräften zur Reduzierung des Pflegenotstandes beschäftigt. Seinerzeit rekrutierte nur ein Sechstel aller Pflegebetriebe Fachkräfte im Ausland und in der Studie wurden Vorschläge zur Verbesserung der Situation gemacht.
Inzwischen arbeiten zu unserem Glück deutlich mehr ausländische Pflegekräfte für uns und trotzdem hat sich der Fachkräftemangel auch auf viele andere Berufe ausgeweitet. Die Situation in Gesundheitsberufen, Kitas oder Schulen ist teilweise schon prekär und auch an die wochenlangen Wartezeiten auf Handwerker haben wir uns gewöhnt.
Fachkräftemangel wird sich verschärfen!
Fakt ist, dass aktuell der Bedarf an Pflegekräften nicht gedeckt werden kann und dieser Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Ausgerechnet auf Anfrage der AfD antwortete kürzlich das Bundesgesundheitsministerium, dass sich die Zahl ausländischer Pflegekräfte in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt hat.
In der Alten- und Krankenpflege haben inzwischen 128.000 Pflegerinnen und Pfleger aus dem Ausland einen sozialversicherungspflichtigen Job und diese Menschen tragen erheblich dazu bei, dass der Pflegenotstand nicht noch größer ausfällt. Anwerbung und berufliche Integration scheinen hier zu funktionieren.
Wir brauchen Zuwanderung!
Trotzdem verschärfte sich in den letzten Jahren die Rhetorik gegenüber zugewanderten oder geflüchteten Menschen. Inzwischen ist im Bundestag eine Partei vertreten, die offen gegen diese Menschen hetzt und in den sozialen – asozial wäre manchmal der bessere Begriff – aber auch in privaten Gesprächen wird unsere Integrationspolitik kritisiert. Oft auch von Menschen, die selbst keine Kinder haben und die Frage, von wem sie Pflegeleistungen erwarten wird dann meist mit einem Schulterzucken beantwortet.
Experten empfehlen u. a. eine Rekrutierung von ausländischen Pflegekräften – wohl wissend, dass in vielen – aber nicht allen – Ländern ebenfalls ein Pflegenotstand herrscht.
Rekrutierungshürden bei ausländischen Fachkräften
Für viele Pflegebetriebe ist eine Rekrutierung im Ausland aufwändig, teuer und mit hohen rechtlichen Hürden verbunden. Weitere Hürden bestehen in der Integration und Sprachqualifizierung.
Insbesondere kleine und mittlere Betriebe benötigen Unterstützung und gerade die ambulanten Pflegedienste stehen hier vor hohen Hürden.
Zufriedenheit mit ausländischen Pflegekräften
Pflegeeinrichtungen, die Mitarbeiter im Ausland rekrutiert haben, sind mehrheitlich sehr zufrieden. Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung sind 60 Prozent mit neuen KollegInnen aus dem Ausland zufrieden oder sehr zufrieden. Verbesserungsbedarf besteht dagegen verständlicherweise bei der Praxiserfahrung: 53 Prozent sagen, sie sei niedriger als die der übrigen Mitarbeiter. Aber dieses Problem reduziert sich mit zunehmender Dauer.
Was können kommunale Akteure tun?
- Transparenz über die aktuelle und künftige Situation schaffen, z. B. durch eine kommunale Pflegeprognose aus unserem Wegweiser, die durch Quartiersanalysen ergänzt werden
- Sensibilisierung wichtiger Akteure für das Thema und Motivation zur Mitarbeit, z. B. durch einen Workshop mit Akteuren aus der Verwaltung, der Kommunalpolitik, den Wohlfahrtsverbänden und ehrenamtlich organisierten Menschen
- In diesem Workshop sollte ein gemeinsames Verständnis über die kommunalen Herausforderungen, Schwerpunktthemen, Ziele und Maßnahmen erarbeitet werden
- Vernetzung mit kommunalen Akteuren, die bei der Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte helfen (z. B. die Bundesanstalt für Arbeit, Deutscher Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit oder spezialisierte Personaldienstleister).
Wichtig sind aber auch kommunale Integrationsanstrengungen und eine kommunale Pflegepolitik, die wir in unseren Workshops für Kommunen erfolgreich erprobt haben.
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