St. Peter-Ording ist mit seinen kilometerlangen und breiten Sandstränden ein Synonym für Urlauber, die Erholung und Entspannung suchen. Ich verbinde mit St. Peter-Ording aus eigener Erfahrung aber auch die Möglichkeit, Arbeit und Urlaub auf angenehme Weise zu verbinden. Doch dafür braucht es ein Angebot an Arbeitsplätzen mit einem stabilen Netz, und sei dies eine Ferienwohnung mit funktionierendem WLAN. Wer gerne Ferienwohnungen bucht weiß, dass dies leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Es zog mich kürzlich aus privaten Gründen für ein paar Tage nach St. Peter-Ording. Als Angestellter und Freiberufler im Bereich Online-Kommunikation arbeite ich praktisch ausschließlich im und mit dem Internet. Ich entschied mich, während des Aufenthalts mit meiner Familie in St. Peter-Ording auch zu arbeiten. Ich schätze die Flexibilität, Arbeit und (Kurz-)Urlaub zu verbinden sehr. Da ich nicht davon ausging, in der knapp 4.000 Einwohner (und daher nicht im Wegweiser vorhanden) zählenden Gemeinde auf einen Co-Working Space zu treffen, habe ich eine Ferienwohnung mit der Angabe „Internetanschluss“ ausgesucht. Was mir leider entgangen war: Im Kleingedruckten hieß es, dass man für einen Internetzugang einen „Internet-Stick“ mitnehmen sollte. Herzlichen Dank, liebe Vermieterin, für die Möglichkeit, mir einen Internetzugang über einen Internet-Stick in die Ferienwohnung zu holen! So einen Surf-Stick habe ich vor vielen Jahren das letzte Mal benutzt und ihn gerade nicht parat. Ein Vergnügen wäre die Nutzung bei äußerst miesem Edge-Empfang sowieso nicht geworden.
Digitales Arbeiten in Nordfriesland
Doch gut, dass es auch in so einer kleinen Gemeinde digitale Vorreiter gibt. Dank Twitter wusste ich, dass es im September ein BarCamp in St. Peter-Ording geben wird: das BeachCamp SPO. Bereits nach einem ersten hilfesuchenden Tweet wurde mir geholfen und ein Arbeitsplatz in einer großen Ferienunterkunft für Gruppen verschafft. Dort, wo auch das besagte BeachCamp stattfinden wird.
Die Politik in Nordfriesland scheint erkannt zu haben, wie wichtig ein schnelles, funktionierendes Netz heute ist. Mein frustrierter Tweet über fehlendes WLAN und schlechten Mobilempfang wurde direkt aufgegriffen:
Sind dabei, das im Kreistag mit Verwaltung, Wirtschaftsförderung & 2 Breitbandgesellschaften zu ändern #SmartCountry #NFdigital
— Ruediger Kohls (@RuedigerKohls) June 29, 2016
Die Verknüpfung von Arbeit und Urlaub ist unter meinen freiberuflich arbeitenden Kollegen keine Seltenheit. Dieses Phänomen wurde auf diesem Blog bereits von Willi Kaczorowski als „Workations“ umschrieben: work + vacations. Es sei an der Zeit, digitale Nomaden als Zielgruppe für den Tourismus zu identifizieren:
„Zur Umsetzung des workation-Konzepts könnten bisher verstaubte klassische Seminarhotels in Kreativstätten für digitale Nomaden umgewandelt werden.“
Neue Zielgruppe für Tourismus-Regionen
Da kann ich mich nur anschließen. Ferienorte benötigen eine gute digitale Infrastruktur mit einem schnellen Netz: für Einheimische und Touristen. Darauf aufbauend können nicht nur die Vermieter und Betreiber von Ferienhäusern, -wohnungen und Ferienparks ein schnelles Netz zur Verfügung stellen. Es können sich auch neue Angebote etablieren wie Co-Working im ländlichen Raum, das ja bisher vor allem aus größeren Städten bekannt ist.
Und auch wenn diese Zielgruppe nicht dazu beitragen mag, das Gros der Touristen in einer Ferienregion zu stellen, kann sie doch den Tourismus auf breitere Füße stellen. Ich denke, in diesem Zusammenhang an die Mosel-Region. Dort kenne ich bisher vor allem Orte, die zum größten Teil Senioren anziehen. Hier könnte eine Prise Digitales sicherlich Gutes bewirken. Man denke nur an die Faszination, die der Burgenblogger ausgelöst hat. Ein Co-Working Space auf einer Burg. Das wäre doch was. Ich bin dabei! Und wer weiß: vielleicht könnte die digitale Arbeitserfahrung in einem Ferienort ja gar dazu führen, dass sich der eine oder andere eines Tages dort niederlässt.
Es mag bereits einige Beispiele unter deutschen Tourismus-Regionen geben, die das verbinden, was ich skizziert habe. Ich freue mich über Hinweise in den Kommentaren. Damit wäre der nächste Tourist gesichert.
Eigenartig! Ich finde auf Airbnb in Sankt Peter-Ording 24 Wohnungen, alle mit WLAN ausgerüstet, wie das für Airbnb-Wohnungen Standard ist.
Nun ja, die Angabe einer Ausstattung der Ferienunterkunft mit WLAN ist aus meiner Erfahrung heraus noch lange kein Selbstläufer. Teilweise ist das Netz dann atemberaubend langsam. In der letzten Ferienwohnung, die ich gebucht hatte, war „Internetanschluss“. Nur im Kleingedruckten war dann ersichtlich, dass es im Haus gar keinen „Internetanschluss“ gab, es sei denn man mag Mobilfunk (Edge) als Internetanschluss verstehen.
Mir geht es aber auch gar nicht „nur“ um die Versorgung von Ferienunterkünften mit WLAN. Ich denke es wäre für viele Ferienregionen auch ein Gewinn, wenn sie dezidierte Arbeitsplätze für Leute einrichten, die komplett digital arbeiten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, mal in eine schöne Ferienregion zu fahren, um dort Arbeit und Urlaub zu verbinden: wenn es dafür geeignete Arbeitsplätze gibt.
Ein Co-Working Space auf einer Burg mit Blick auf einen Fluss (z.B. Mosel) oder ein Häuschen in der Nähe eines Strandes an der Nord- oder Ostsee, das speziell für digital arbeitende Zielgruppen ausgelegt ist. Das hätte doch gewiss seinen Reiz.
Oh, super, dass ich den Artikel gefunden habe. Ich bin auch digital nomad und meist über den Winter in einem kleinen Fischerort in Chile, wo ich dann auch immer mit einem Stick…schrecklich, geht eigentlich gar nicht..nun werde ich Kontakt zur dortigen Gemeindeverwaltung aufnehmen und genau dieses Thema ansprechen. Vielleicht kann man daraus sogar ein neues Konzept für die Ansiedlung von Menschen wie mir…?
Hm, bin mal gespannt was Sie, lieber @mariosorg, da in Gang gebracht haben 😉
Ein kleiner Fischerort in Chile klingt nach einem tollen Ort für einen digitalen Nomaden – wenn das Netz gut ist. Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören, wie die Gemeindeverwaltung auf Ihren Vorschlag reagiert!