Das Wort Open Data im Vordergrund. Im Hintergrund ist Code zu erkennen.
Open Data von Flickr user Descrier, CC BY 2.0.
Diesen Beitrag teilen
23. Januar 2017

Wie nutzen andere Staaten Open Data und was kann die Politik lernen?

Unsere neue Analyse „Open Data – Wertschöpfung im digitalen Zeitalter“ liefert zahlreiche internationale Erfolgsgeschichten der Open-Data-Nutzung aus unterschiedlichen Bereichen: öffentlicher Personennahverkehr, Gesundheits- und Bildungssystem, Smart Cities oder Landwirtschaft. Handlungsempfehlungen der Autoren (Wolfgang Ksoll, Thomas Schildhauer, Annalies Beck) zeigen auf, welche Maßnahmen die Politik in Deutschland umsetzen muss, um das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial von Open Data zu nutzen.

Über 70 Staaten gehören mittlerweile der Open Government Partnership (OGP) an. Sie ist eine internationale Initiative, die sich für mehr Transparenz im Regierungshandeln einsetzt. Am 7. Dezember 2016 verkündete Bundesinnenminister Thomas de Maizière offiziell den lange erwarteten Beitritt Deutschlands zur OGP. Als ein wichtiger Bestandteil für mehr Transparenz gelten dabei offene Daten. Ein Eckpunktepapier zur Förderung offener Daten wurde vom Bundesinnenministerium vorgelegt, aber noch nicht umgesetzt. Das Thema Open Data hat also – wenn auch verzögert im Vergleich zu anderen Staaten – den politischen Diskurs erreicht.

Die Analyse mit Handlungsempfehlungen veranschaulicht durch zahlreiche Erfolgsgeschichten aus anderen Staaten die vielfältigen Möglichkeiten zur Nutzung offener Daten. Vor allem Großbritannien hat einige Erfolgsgeschichten geschrieben. Hier hat sich vor allem die Gründung eines Open Data Instituts bewährt, das seit der Gründung durch die britische Regierung im Jahr 2012 Startups berät, wie sie ihre Geschäftsmodelle auf Basis von offenen Daten aufbauen können. Außerdem beseitigt es Hemmnisse zur Bereitstellung offener Daten aufseiten der öffentlichen Verwaltung.

Positivbeispiele für die Nutzung offener Daten

Im öffentlichen Personennahverkehr zeigt Großbritannien, wie sich Open Data gezielt nutzen lassen: Das Start-up TransportAPI hat die Plan- und Echtzeitdaten aller öffentlichen Verkehrsbetreiber in London als offene Daten aggregiert und daraus eine Anwendung entwickelt, die zur Orientierung im Londoner Nahverkehr dient. Der Dienst ist so attraktiv, dass sich TransportAPI selber finanzieren kann. Es wurde vom Open Data Institute beim Aufbau des Geschäftsmodells beraten.

Doch auch in Deutschland finden sich mittlerweile Positivbeispiele. Die Autoren heben hier z.B. die zunehmend beliebteren Hackathons hervor. Hier treffen sich Interessierte, um gemeinsam Ideen für die Nutzung offener Daten zu sammeln und umzusetzen. Sowohl Kommunen als auch Ministerien haben Hackathons veranstaltet. Auch in der Landwirtschaft werden hierzulande offene Daten genutzt: Mit Hilfe von Satellitenfotos kann zum Beispiel ein optimaler Einsatz von Düngemitteln berechnet werden, der nicht zulasten des Grundwassers geht.

Die Anwendung offener Daten erzeugt einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert. Einige Studien haben untersucht, wie dieser Mehrwert beziffert werden kann. Die folgende Grafik zeigt, dass die Schätzungen stark variieren und im optimistischen Szenario einen Mehrwert von 132 Milliarden Euro erzeugen könnten.

Grafik zur Wertschöpfung durch Open Data.

Darstellung von Ksoll, Schildhauer, Beck nach Konrad-Adenauer-Stiftung, CC BY-SA 3.0 DE

 

Wie kann die Politik Open Data voranbringen?

Wenn sich Bund, Länder und Kommunen an den Erfolgsgeschichten orientieren möchten, sollten sie in Bezug auf Strategie, Gesetzgebung und Technologiestandards diese Punkte auf den Weg bringen:

  • Aufbau eines nationalen Open-Data-Inkubators, der Startups fördert, die offene Daten nutzen und der Hemmnisse aufseiten der Verwaltung zur Bereitstellung von Open Data abbaut.
  • Förderung von Veranstaltungen wie Hackathons: Kreatives Potenzial der Zivilgesellschaft wird genutzt, um Anwendungen zu schaffen, die wiederum der Zivilgesellschaft zu Gute kommen.
  • Reform des nationalen Informationsfreiheitsgesetzes, das in Anlehnung an das Transparenzgesetz Hamburgs die Bereitstellung von Behördendaten als Open Data regelt.
  • Open-Data-Gesetz: die Bundesländer sollten Open-Data-Gesetze verabschieden, ähnlich wie es die Bundesregierung mit der Ausarbeitung eines Eckpunktepapiers bereits vorbereitet hat. Außerdem sollte im Bundeskanzleramt eine Einheit geschaffen werden, die die Open-Data-Aktivitäten koordiniert.
  • Standardisierung: alle Daten sollten maschinenlesbar und in einem einheitlichen Format veröffentlicht werden, um eine möglichst umfassende Nutzung zu garantieren.

Die komplette Analyse „Open Data – Wertschöpfung im digitalen Zeitalter“  können Sie hier herunterladen.

Foto: Open Data von Flickr user Descrier, CC BY 2.0.

Diesen Beitrag teilen
Kommentar verfassen