Schützende Hände über und unter älteren Menschen
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6. Juni 2019

10 Tipps für Kommunen gegen zunehmende Gewalt in der Pflege

Am 15. Juni ist der World Elder Abuse Awareness Day und dieses Tabuthema hat natürlich viel mit Gewalt in der Pflege zu tun. Pflege ist ja nicht nur aktuell ein zentrales politisches Demografiethema, wobei Gewalt in der Pflege dabei immer noch ein Tabuthema ist.

Deutlich mehr Pflegebedürftige und fehlendes Pflegepersonal führen zu einer zunehmenden Arbeitsverdichtung. Vor allem bei demenzkranken Menschen kann es ambulant und stationär zu deutlichen Überlastungssituationen kommen und zu Gewalt in der Pflege führen.

Angesichts des von Akteuren in einigen Regionen teils schon festgestellten Pflegenotstands gilt es auch in Kommunen Lösungen zu finden, die diese Situation verbessern können.

 

Unklare Datenlage über die Häufigkeit von Gewalt in der Pflege

Über die Häufigkeit des Tabuthemas von Gewalt in der Pflege ist wenig bekannt. Doch auch das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) geht von einer hohen Dunkelziffer sowohl für die ambulante als auch stationäre Pflege aus.

Dabei geht es nicht nur um körperliche Gewalt und die WHO versteht unter Gewalt gegen ältere Menschen „eine einmalige oder wiederholte Handlung oder das Unterlassen einer angemessenen Reaktion im Rahmen einer Vertrauensbeziehung, wodurch einer älteren Person Schaden oder Leid zugefügt wird.“

 

Was können Kommunen tun?

Was die Bundespolitik mit ihren Maßnahmen gegen den Pflegenotstand bewirken kann, bleibt abzuwarten. Es sind auf jeden Fall Schritte in die richtige Richtung!

Kommunale Pflegepolitik steht leider nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste der kommunalen Akteure. Dennoch sind wirksame Lösungen auch auf kommunaler Ebene möglich und hier sind einige Beispiele kommunaler Möglichkeiten:

  1. Transparenz über die aktuelle und künftige Pflegesituation in der Region schaffen, z. B. durch eine kommunale Pflegeprognose aus unserem Wegweiser, die durch Quartiersanalysen ergänzt werden sollten, denn es gibt meist größere Unterschiede zwischen den einzelnen Sozialräumen, Quartieren, Stadtteilen oder Dörfern
  2. Befragungen älterer Menschen nach ihren sozialen Netzwerken und Unterstützungsmöglichkeiten und auch hier wieder differenziert nach Sozialräumen
  3. Nachbarschaftsprojekte oder Internetplattformen (z. B. nebenan.de, nachbarschaft.net, netzwerk-nachbarschaft.netnextdoor.de ) können gerade für ältere Menschen wirksame Hilfen im vorpflegerischen Bereich initiieren und die Pflegeleistungen zeitlich nach hinten verschieben
  4. Das holländische Buurtzorgmodell zeigt zudem die Bedeutung einer guten Nachbarschaft auch zur professionellen Pflegeunterstützung
  5. Ehrenamtliches Engagement zur Unterstützung Älterer stärken
  6. Beratungs- und Entlastungsangebote für Pflegende – auch digital!
  7. Sensibilisierung und Vernetzung wichtiger kommunaler Akteure für das Thema und Motivation zur Mitarbeit, z. B. durch einen Workshop mit Akteuren aus der Kommunalverwaltung, der Kommunalpolitik, den Wohlfahrtsverbänden und ehrenamtlich organisierten Menschen
  8. Vernetzung mit kommunalen Akteuren, die bei der Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte  helfen (z. B. die Bundesanstalt für Arbeit, Deutscher Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit oder spezialisierte Personaldienstleister)
  9. Aber auch Vernetzung mit Arbeitgebern, um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu thematisieren
  10. Gewalt in der Pflege durch Angehörige, professionelle Pflegekräfte aber auch durch Pflegebedürftige an den Pflegenden zum öffentlichen Thema machen

Wie könnte die Pflegelandschaft in 2030 aussehen?

  1. Die realisierten bundespolitischen Maßnahmen waren zwar hilfreich, konnten die Pflegeproblematik aber nicht vollständig lösen
  2. Der zunehmende Fachkräftemangel verschärfte den „Kampf um den Nachwuchs“ in vielen Berufen und führte zu höheren Einkommen für Pflegekräfte
  3. Pflege wurde deutlich teurer
  4. Die Gesellschaft hat sich auf deutlich gestiegen Pflegeversicherungsbeiträge eingestellt
  5. Pflege und Unterstützung findet trotz zunehmender Singularisierung immer noch größtenteils – aber abnehmend – durch Angehörige statt
  6. Immer mehr Singles und kinderlose Senioren profitieren durch ehrenamtliches und nachbarschaftliches Engagement
  7. Der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften konnte teilweise durch ausländische Pflegekräfte gedeckt werden und hat die Akzeptanz für ausländische Arbeitskräfte deutlich verbessert
  8. Unternehmen erkannten im steigenden Wettbewerb um Fachkräfte die Imagevorteile einer besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
  9. Zukunftsorientierte Akteure in Kommunen erkannten die Bedeutung dieses Themas und haben wirksame  kommunale Prozesse initiiert
  10. Diese Kommunen haben deutliche Image- und Wettbewerbsvorteile auch im Wettbewerb und Menschen und Unternehmen

 

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