Anfang der 80er Jahre befürchteten Ärztefunktionäre zu viele junge Ärzte und entwickelten Abwehrstrategien gegen einen Überfluss an Ärzten. Dem Ärztenachwuchs wurde der Einstieg in den Beruf erschwert und der „Arzt im Praktikum“ eingeführt. Inzwischen haben wir einen teilweise dramatischen Ärztemangel und junge Ärzte sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt wie nie.
Alterung ist die Herausforderung
Eine zentrale demografische Herausforderung ist allgemein die Alterung, denn in 96 % der Kommunen nimmt die Anzahl der über 80jährigen deutlich zu. Hier haben inzwischen viele Kommunen zukunftsorientierte Lösungen entwickelt und es gibt viele Förderungsangebote auf Bundes- oder Länderebene.
In der bundesdeutschen Ärzteschaft sind die Herausforderungen deutlich größer, denn hier wird sich der Ärztemangel in den nächsten Jahren massiv verschärfen. Nahezu jeder dritte niedergelassene Arzt ist inzwischen über 60 und steht damit vor dem Ruhestand.
Hohe Belastung der Notaufnahmen in Kliniken
Ein Blick auf die Wartezeiten für einen Arzttermin zeigt deutlich den jetzt schon bestehenden Ärztemangel und findige Patienten wählen den Weg über die Notaufnahme in den Kliniken. Gleichzeitig blockieren Sie hierdurch das Personal für wirkliche Notfälle, die bei der Aufnahme nicht immer sofort als Notfall sichtbar sind, wenn z. B. ein älterer Patient gestürzt ist und gleichzeitig blutverdünnende Medikamente nimmt.
Zudem ist das dortige Personal teils sehr hoch belastet, was aus mehrfachen Gründen problematisch ist:
- die Qualität der Arbeit und die Sicherheit der Patienten wird gefährdet, wenn hochbelastetes Personal im Einsatz ist
- die Gefahr von Burnout und Kündigungen nehmen zu, was einen bestehenden Notstand nochmals verschärft
- und nicht zuletzt sind es Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz
23 % der niedergelassenen praktischen Ärzten sind über 65
Auch wenn es immer noch überversorgte Regionen gibt, sieht es im Bereich der niedergelassenen Ärzte ebenfalls problematisch aus. Laut kassenärztlicher Bundesvereinigung sind 23 % der praktischen Ärzten über 65 Jahre und es gibt praktisch keine unter 50jährigen.
Die Altersstruktur der Ärzte ist seit langem bekannt und die neu geschaffenen universitären Kapazitäten in Oldenburg und Bielefeld werden nicht ausreichen, um den Ärztenotstand zu beheben. Hinzukommt die stark steigende Alterung der Bundesbevölkerung, die ebenfalls zu einer verstärkten Arztnachfrage führen wird.
In einigen Regionen gibt es schon eine deutliche Unterversorgung und meine Kolleginnen und Kollegen machen hier transparent, wie z. B. die geplante Psychotherapeutendichte nach Regionen aussehen wird.
Was können kommunale Akteure tun?
Wirksame Lösungen adressieren neben der Bundesebene auch die kommunale Ebene, von denen hier einige Beispiele genannt sind:
- Transparenz über die aktuelle und künftige Situation schaffen, z. B. Altersstrukturen und Erhebung von Ruhestandsplänen der Ärzteschaft.
- Stipendien für niederlassungswillige künftige Landärzte
- Sensibilisierung wichtiger kommunaler Akteure für das Thema und Motivation zur Mitarbeit, z. B. durch einen Workshop mit Akteuren aus der Ärzteschaft, der Kommunalverwaltung und der Kommunalpolitik. In diesem Workshop sollte ein gemeinsames Verständnis über die aktuellen und künftigen kommunalen Herausforderungen, Schwerpunktthemen, Ziele und Maßnahmen erarbeitet werden.
- Vernetzung mit kommunalen Akteuren, die bei der Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte helfen (z. B. die Bundesanstalt für Arbeit, Deutscher Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit oder spezialisierte Personaldienstleister)
- Zunehmend interessant und wichtig sind inzwischen auch die Chancen der Digitalisierung und hierzu gibt es hier Informationen.
Hilfreich sind zudem alle Maßnahmen, die die Lebensqualität für interessierte junge Ärzte erhöhen und die Palette reicht hier von guten Kitaangeboten, Schulen über kulturelle und sportliche Angebote bis hin zu Wohnmöglichkeiten und Betreuungsmöglichkeiten für Ältere.
Ebenso problematisch wie die Versorgung durch Ärzte ist die Situation im Bereich der Pflege und hier finden sich Informationen über Lösungsmöglichkeiten durch ausländische Pflegekräfte.
Foto: Free-Photos/pixabay.com, CC0
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