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23. Juni 2021

Hilfe, ich bin berufstätig! – Aus dem Leben einer arbeitenden Frau, Mutter und Tochter

Zu Beginn: Ich mag meinen Job sehr und bin gerne eine berufstätige Frau in Vollzeit, mit zwei tollen Kindern und einem Mann, der mich in allen Bereichen unterstützt. Trotzdem ist die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Unterstützung meiner Eltern häufig eine große Herausforderung. Und meine persönliche Situation ist sicherlich übertragbar auf einen großen Teil der Familien in Deutschland. Stellvertretend möchte ich an dieser Stelle aus meinem Alltag berichten. 

 

Aus dem Alltag vor der Pandemie 

Mein Tag beginnt morgens um 6:00 Uhr. Dann wecke ich die Kinder und schicke sie zur Schule. Anschließend fahre ich ins Büro und gehe meiner Arbeit nach. Wenn alles gut läuft, dann endet mein Tag dort um 17 Uhr und ich fahre zurück nach Hause, um mit den Kindern die restlichen Hausaufgaben zu erledigen und sie beim Lernen für Arbeiten zu unterstützen. Einkaufen und Kochen hat in der Zwischenzeit zum Glück schon mein Mann übernommen.  

Wir essen gemeinsam und dann beginnt die Abendsession. Aufräumen, Planungen für den nächsten Tag, ach ja und die Wäsche türmt sich auch schon wieder. Bevor das Bügelbrett aufgebaut wird, schaue ich noch kurz bei meinen Eltern vorbei, um zu fragen, ob dort noch etwas gebraucht wird. Alles soweit okay, außer dass der Computer schon wieder nicht mit meiner Mutter spricht, das Internet kaputt ist oder mein Vater mit der Fernbedienung kämpft. Das ist schnell behoben, ich weiß, dass es ihnen gut geht und ich mich den 3 Wäschekörben widmen kann. 

Das war, bevor Corona in unseren Alltag einzog. 

 

Aus dem Alltag während der Pandemie 

Mein Tag beginnt nun erst um 6:30 Uhr, die Schulen sind geschlossen und wir haben dadurch morgens etwas Zeit gewonnen. Die Stundenpläne der Kinder sind inzwischen ganz flexibel. Unterrichtet wird so, wie es gerade passt – die Frage ist nur wem.  

Auch ich spare mir den Weg zur Arbeit. In mein neues Büro brauche ich nur 1 Minute. Um 9 Uhr klappe ich den Laptop auf und starte ins erste Zoommeeting. Um 9:30 Uhr klopft mein Sohn an die Tür. Die Technik funktioniert nicht. Also, raus aus dem Büro rüber ins Kinderzimmer und Technikcheck. Funktioniert wieder – sehr gut! Zurück zur Arbeit. Um 11 Uhr dann der nächste Besuch, mitten in einer Telefonkonferenz: „Mama, ich komme bei meinen Aufgaben nicht weiter, kannst Du kurz mal draufschauen?“ Aber na klar, also switchen zu Mathe und den binomischen Formeln. Damit habe ich mich vor 20 Jahren zuletzt beschäftigt, aber zum Glück gibt es ja Google und Co. Nach einer knappen Stunde, haben wir das Thema bewältigt. Also kann ich mich weiter meinen eigenen Aufgaben widmen.  

Am Nachmittag dann Großeinkauf. Meine Eltern gehören zur Risikogruppe, also übernehme ich ihren Einkauf und mache Besorgungen. Da sie inzwischen ihre Freunde nicht mehr sehen können, sind sie sehr bemüht, in die Welt der Digitalisierung einzusteigen, um sich wenigstens so mit ihnen austauschen zu können. Aber in ihrem Berufsleben hatten sie keine Berührung mit PC, Internet und Co. Daher noch ein weiterer kurzer Crashkurs. Dann essen und, soweit es geht, die Planung für den nächsten Tag! Oh je, morgen ist Französisch!!! Die Wäsche? Die bleibt inzwischen einfach liegen, morgen ist ja auch noch ein Tag! 

 

Ein Fazit – Unterstützung wäre manchmal doch schön 

Ich bin mir bewusst, dass die Situation in vielen anderen Familien deutlich schwieriger ist. Ich habe Unterstützung durch meinen Mann und meine Eltern sind in ihrem Alter noch gesund und sehr mobil. Und trotzdem bin ich, vor allem in den vergangenen eineinhalb Jahren manchmal an meine Grenzen gestoßen. Was aber machen Menschen, die alleinerziehend sind oder ein Familienmitglied pflegen müssen? Die Versorgungslücken im Pflegebereich sind längst bekannt, genauso wie die Tatsache, dass sich die Betreuungszeiten in Bildungseinrichtungen für Kinder nicht immer mit Arbeitszeiten vereinen lassen. 

Meine persönlichen Erfahrungen können durch bundesweite Daten ergänzt werden. Das Verhältnis der Altersgruppe der potenziell Erwerbstätigen – den mittleren Generationen – zu den Nicht-Erwerbstätigen – den jüngsten und ältesten Generationen mit Unterstützungsbedarfen – ist in den letzten 10 Jahren um fast 5 Prozent gestiegen. Dies lässt sich ableiten aus dem Gesamtquotienten, der sich aus Jugend- und Altenquotient zusammensetzt und in der folgenden Karte dargestellt wird.  

Um auch die mittleren Generationen zu entlasten, wäre es aus meiner Sicht daher wichtig, mehr alternative Versorgungskonzepte zu schaffen. Einige Beispiele dazu finden Sie in unserem Projektflyer Wegweiser Kommune_2021 „Demografie konkret – Lösungsansätze für Herausforderungen vor Ort.

 

 

Weiterführende Informationen 

Die Entwicklungen in den einzelnen Kommunen können Sie im Wegweiser Kommune nachschauen. Dort stehen für alle Kommunen Deutschlands mit mehr als 5.000 Einwohner:innen Indikatoren zur Entwicklung vor Ort zur Verfügung. Stellen Sie sich Ihre Daten nach Ihren Interessen zusammen und laden Sie sich für Ihre Auswertungen herunter. 

Einen Überblick mit den wichtigsten Funktionen, zeigt der nachfolgende Erklärfilm.

 

 

Bildnachweis: © shutterstock / VectorMine

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