Altersarmut gerät zunehmend in den Fokus. Nicht nur anlässlich der Reden zum 1. Mai, sondern auch in den jetzt startenden politischen Debatten zum Bundestagswahlkampf. Auf einer Veranstaltung der Friedrich Naumann Stiftung über die Sorgen, Hoffnungen und Illusionen bei der Altersvorsorge hatte ich am Wochenende die Gelegenheit über die kommunalen Aspekte zum Thema Altersarmut zu referieren. Es freut mich, dass Altersarmut auch dort ein Thema war und meine Präsentation bereits von einigen Teilnehmenden angefordert wurde.
Allgemein bekannt ist, dass die wichtigsten Stellschrauben zur Vermeidung von Altersarmut neben den individuellen Möglichkeiten auf der Bundesebene liegen. Gleichwohl gibt es eine Reihe von kommunalen Möglichkeiten die Auswirkungen der Altersarmut zu reduzieren beziehungsweise langfristig Altersarmut zu reduzieren oder sogar zu vermeiden.
Denkbar sind hier folgende Möglichkeiten:
- Analyse der aktuellen und künftigen Betroffenheit möglichst nach Quartieren in Form eines Armutsberichtes (Quellen: wegweiser-kommune.de; sozialplanung-senioren.de)
- Befragungen und Auswertung nach Quartieren
- Von guten Beispielen anderer Kommunen lernen
- Vernetzung fördern (z. B. Akteure aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Soziales, Gesundheit)
- kommunale Akteure erarbeiten in einem Vernetzungsworkshop kommunale Herausforderungen und Ideen
Im Rahmen eines Vernetzungsworkshops können dann passende, teils auch präventive Ideen zur Reduzierung der Armutsproblematik entwickelt werden, wie z. B.:
- Beratung zu Grundsicherungsansprüchen, Schulden, Tafelangebote, Gesundheitsförderung
- Vergünstigungen (z. B. Bildung, Gesundheit, Kultur, Sport oder Freizeit, ÖPNV)
- Barrierefreier, hochwertiger Wohnraum auch für ärmere Menschen und Schaffung einer lebenswerten Wohnumgebung auch in ökonomisch schwachen Quartieren
- Isolation der altersarmen Menschen durchbrechen: Unterstützung von Selbsthilfestrukturen (Nachbarschaftstreffs, Ehrenamt, Vereine), Seniorengenossenschaften, Mehrgenerationenhäuser
- Engagementförderung für Ärmere, aber auch durch Ärmere
- Bildungsprojekte für alle Altersgruppen, Migranten, Arbeitslose
- Schaffung neuer Arbeitsplätze durch kommunale/regionale Wirtschaftsförderung
- Arbeitgeber und Mütter zur baldigen Rückkehr von Müttern in den Beruf motivieren (flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, schnelles Internet, soziale Netzwerke und Engagement auch für Kinderbetreuung)
- (betriebliche) Gesundheitsförderung ermöglicht längeres Arbeiten und höhere Rentenansprüche
- gute Kinderbetreuungsangebote in Kitas und Ganztagsschulen mit flexiblen Öffnungszeiten
In der kommunalen Analyse steht zunächst eine Einschätzung der Armutsrisiken im Vordergrund. Dies können z.B. sein: unterbrochene Erwerbsbiografien, Alleinlebende, niedriges Einkommen, Migrationshintergrund, Geringqualifizierte oder nicht erwerbstätige Frauen.
Zu allen diesen Risiken finden Sie in unserem Wegweiser Kommune Informationen für Ihre Kommune. Aber es gibt auch weitere Risiken wie z. B. gesundheitliche Beeinträchtigung vor allem älterer Menschen oder Soloselbständigkeit ohne finanzielle Absicherung. Hierzu bieten sich Befragungen an, um die notwendige Transparenz zu verschaffen. Tipps hierzu finden Sie unter sozialplanung-senioren.de. Es gibt auch einige Institute, die kompetente Unterstützung anbieten.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Betrachtung von Quartieren oder Sozialräumen, denn Armut spielt sich meist in ökonomisch benachteiligten Quartieren ab. Armut ist übrigens ein Faktor, der sich massiv auf die Lebensqualität der Menschen auswirkt: Wer arm ist, ist kränker, früher pflegebedürftig und stirbt früher. Ärmere Menschen sind gleichzeitig auch einsamer und haben eine geringere soziale Teilhabe.
Angesichts der kommenden Wahlen ist davon auszugehen, dass Altersarmut nicht nur in den nächsten Monaten ein sehr wichtiges Thema sein wird. Zukunftsorientierte Akteure werden diese Chance nutzen, um eine möglichst hohe Lebensqualität in ihren Kommunen zu sichern.
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