Stefan Kaufmann und Mario Wiedemann vor dem Verschwörhaus, in Liegestühlen sitzend
Stefan Kaufmann und Mario Wiedemann vor dem Verschwörhaus
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31. August 2017

Jede Stadt braucht ein Verschwörhaus wie in Ulm

Es gibt Städte, die haben einen natürlichen Anlaufpunkt, wenn es um digitale Aktivitäten in der Stadt geht. Damit meine ich nicht Berlin, München, Hamburg oder Köln. Solche Großstädte lassen sich nicht auf einen Ort, an dem sich die digitale Ausstrahlung einer Stadt bündelt, reduzieren. In Ulm jedoch gibt es diesen Ort: das Verschwörhaus.

Das Verschwörhaus liegt zentral in Ulm, in der Nähe des Hauptbahnhofs und der touristischen Hotspots. Es ist Treffpunkt für viele digital geprägte Communities. Hier treffe ich Stefan Kaufmann, der das Haus im Auftrag der Stadt leitet. An ihm führt kein Weg vorbei, wenn man sich über die Open-Data-Aktivitäten in Ulm informieren möchte.

Die Open-Data-Community in Ulm hat sich aus der Uni heraus gebildet. Schon im Jahr 2011 formierte sich die, als offizielle Hochschulgruppe anerkannte, datalove. Die Community bezeichnet sich nun als Ulm.Api und bildet gleichzeitig das OK Lab Ulm. Sie nutzen das Verschwörhaus als Treffpunkt.

Das Verschwörhaus als „digitaler Bolzplatz“

In dem Gebäude war zuvor die örtliche Sparkasse beheimatet. Im Keller finden sich sogar noch die Schließfächer. Das Haus bietet genügend Platz für eine Expansion des Verschwörhauses. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch nennt den Ort einen „digitalen Bolzplatz“. Es ist ein kommunal geförderter Experimentierraum, wie man ihn sich für viele andere Kommunen ebenfalls wünschen würde. Hier findet sich ein FabLab mit Laser-Cutter oder 3-D-Drucker genauso wie Räumlichkeiten, um mit anderen Interessierten an offenen Wahldaten zu arbeiten oder Jugendliche im Rahmen von „Jugend hackt“ zu versammeln. Ein virtueller Rundgang verschafft einen ersten Eindruck des Verschwörhauses. Außerdem habe ich während meines Aufenthalts hier und da die Kamera laufen lassen.

https://twitter.com/mariosorg/status/902468457991634944

Stefan Kaufmann leitet das Verschwörhaus im Auftrag der Stadt. Er ist gleichzeitig ein zivilgesellschaftlicher Treiber der Open-Data-Aktivitäten der Stadt Ulm, da er die Hochschulgruppe datalove mitbegründete und im engen Austausch mit der Stadt stand. Vor einiger Zeit klopfte die Stadt Ulm an mit der Frage, ob er seine Open-Data-Expertise nicht auch im Namen der Stadt einbringen möchte. Stefan Kaufmann nahm das Angebot an und befindet sich damit in guter Gesellschaft. Auch andere Open-Data-Aktive haben den Sprung vom zivilgesellschaftlichen Engagement bis hin zur Tätigkeit im Namen der Stadt gewagt. Open Data scheint somit ein Bereich zu sein, in dem der Austausch zwischen der Kommune und der Zivilgesellschaft vergleichsweise eng ist.

LoRaWan für Ulm

Ein weiterer Akteur in der Digitalisierung Ulms ist neben der Stadtverwaltung und der Zivilgesellschaft die Wirtschaft. Unternehmer haben sich zusammengeschlossen zur initiative.ulm.digital. Sie unterstützt das Verschwörhaus und hat sich zum Ziel gesetzt, digitale Ideen und Talente zu fördern sowie dazu beizutragen, die Stadt Ulm digital gut aufzustellen. Der eingetragene Verein hat unter anderem die Ausstattung Ulms mit Gateways für das LoRaWAN finanziert. Somit hat Ulm bereits die nötige Infrastruktur, um künftig das „Internet der Dinge“ zu realisieren. So können Feinstaubsensoren ihren Einsatzort finden oder Feuchtigkeitsmesser in Schrebergärten zum Einsatz kommen und die Ergebnisse als offene Daten zur Verfügung gestellt werden. Die Kombination aus Urban Gardening und LoRaWAN ist momentan auch in Bonn aktuell. In beiden Städten nehmen die LoRaWAN-Aktivitäten an Fahrt auf und es wird spannend sein zu beobachten, welche kreativen Einsatzmöglichkeiten es in Zukunft geben wird.

Unter welchem Eindruck steht die zweite Station meiner #OpenDataReise? Meine erste Station in Bonn habe ich „Bonn ist das Stadtlabor für Open Data“ betitelt. Und Ulm? Stefan Kaufmann sieht im Verschwörhaus einen Ort, an dem zukunftsweisende Trends und Technologien ausprobiert werden, einen Ort, der den Bürgerinnen und Bürger sowie der Ulmer Politik zeigt, was alles möglich ist. Dieser Ansatz sollte Schule machen und ich habe Ulm mit dem Eindruck verlassen, dass jede Stadt einen digitalen Experimentierraum wie das Verschwörhaus haben sollte.

Dieser Beitrag ist der 2. Teil einer #OpenDataReise die mich in fünf Städte führte, die seit einiger Zeit Erfahrungen mit Open Data sammeln konnten. Nächste Woche bin ich in Freiburg unterwegs und informiere mich über Open Data in einer der Vorreiterstädte im Süden Deutschlands.

 

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