Ein großes Freilichtmuseum. Dieses Bild setzt sich in meinem Kopf fest als ich durch die Innenstadt Lüneburgs spaziere. Hier reiht sich ein gut erhaltenes, altes Gebäude an das nächste. Doch Lüneburg ist nicht nur wegen der schönen Innenstadt eine Reise wert. Meine #OpenDataReise führt mich hierher. Der Landkreis Lüneburg ist einer der wenigen Kreise, die ein Open-Data-Portal betreiben. Da ich zuvor vier Open-Data-Städte besucht habe bin ich zum Abschluss der #OpenDataReise gespannt auf die Erfahrungen mit offenen Daten auf Kreisebene.
Das Jahr 2014 scheint für Open Data in Deutschland ein besonderes Jahr gewesen zu sein. In vielen Kommunen gab es in jenem Jahr den Startschuss. Aus der Verschlusssache kommunale Daten sollten offene Daten werden. Auch im Kreistag Lüneburg fiel im Jahr 2014 der Beschluss für mehr Transparenz in der Verwaltung durch die Veröffentlichung von offenen Daten.
Entscheidenden Anteil an der Umsetzung dieses Beschlusses des Kreistags in Lüneburg hatten Stefan Domanske, der den IT-Service des Landkreises leitet und Hendrik Lampe, der u.a. den Bereich Open Data innerhalb der Verwaltung verantwortet. Von beiden erfahre ich während meines Besuchs mehr über die Hintergründe und Erfahrungen des Landkreises Lüneburg mit Open Data.
Ein Open-Data-Portal für alle Gemeinden
Im Sommer 2016 wurde das Open-Data-Portal des Landkreises Lüneburg offiziell vorgestellt. Vorausgegangen waren einige Monate in denen das Portal bereits live geschaltet war, um es vorab den Politikerinnen und Politikern im Rat sowie den Gemeinden des Landkreises zu präsentieren. Die Gemeinden sollten schließlich mit ins Boot geholt werden. Auf diese Weise konnte man ihnen vorab präsentieren, was genau es mit solch einem Open-Data-Portal auf sich hat.
Das Portal des Landkreises steht grundsätzlich allen Gemeinden des Kreises offen. Jede Gemeinde kann seine Daten hier offen zur Verfügung stellen. Bisher wird diese Möglichkeit noch eher selten genutzt, was vor allem daran liegt, dass die IT-Abteilungen in den zahlreichen kleinen Gemeinden des Kreises häufig nur aus einer Person bestehen, wie mir der Open-Data-Projektleiter Hendrik Lampe erläutert. Und diese Person hat zusätzlich noch viele andere Arbeitsbereiche. Die Verwaltung des Landkreises hat diesbezüglich deutlich mehr Ressourcen und Daten aus unterschiedlichen Fachbereichen eingestellt: Bevölkerungsstatistiken, Ladestationen für E-Bikes oder Messwerte der Badegewässer im Kreis sind nur einige Beispiele.
Erfahrungen mit Open Data auf Kreisebene
Die Messwerte zur Qualität der Badegewässer brachten das IT-Team der Verwaltung auf die Idee, eine Badegewässer-App zu entwickeln. Sie nahmen Kontakt zu einer Lüneburger IT-Firma auf, die das Vorhaben umsetzte. So wurde die erste Anwendung geschaffen, die auf den offenen Daten des Landkreises Lüneburg basiert.
Stefan Domanske und Hendrik Lampe machen aber auch kein Geheimnis daraus, dass ihnen die ein oder andere weitere nützliche Open-Data-Anwendung, Freude machen würde. An dieser Stelle kommen zwei Herausforderungen ins Spiel, mit denen sich ein ländlich geprägter Landkreis wie Lüneburg, im Gegensatz zu großen Open-Data-Städten, konfrontiert sieht.
Zum einen fehle in einem Landkreis die starke Identifikation wie sie die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt haben und die sie dazu motivieren könnten, etwas Nützliches für die Stadtgesellschaft zu entwickeln. Außerdem hat ein Landkreis wie Lüneburg mit seinen ca. 180.000 Menschen nicht unbedingt die kritische Masse an Einwohnern wie große Städte, die dazu führt, dass es genügend Bürgerinnen und Bürger mit dem nötigen Know-How und Engagement gibt, um aus offenen Daten einen Mehrwert zu schaffen.
Stefan Domanske sieht den Landkreis Lüneburg mit dem bisher Erreichten auf einem guten Weg. Das Ziel sei erreicht, wenn:
- in den einzelnen Fachbereichen Automatismen geschaffen sind, die dazu führen, dass Daten aus den Fachbereichen automatisch als Open Data veröffentlicht werden, und
- ein deutlicher Mehrwert, z.B. in Form von Open-Data-Anwendungen, für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen ist.
Das erste Ziel sollte mit der Bewerbung als Modellkommune Open Government des Bundesministeriums des Innern (BMI) näher rücken. Die Lüneburger Bewerbung sah vor, die Software eines Fachverfahrens innerhalb der Verwaltung so zu programmieren, dass über eine Schnittstelle die Daten des Fachbereichs direkt in das Open-Data-Portal überführt werden können. Der Code hätte als Open Source allen interessierten Firmen und Kommunen zur Verfügung gestanden. Die Hoffnung war, dass auf diesem Wege mehr und mehr Hersteller von Software für einzelne Fachverfahren das Bereitstellen von Open Data deutlich vereinfachen. Der Landkreis Lüneburg wurde vom BMI damit jedoch leider nicht in die Reihe der Modellkommunen aufgenommen. Der Ansatz lohnt es aber sicherlich weiterverfolgt zu werden, da die Verwaltungen durch eine automatisierte Veröffentlichung von Daten Aufwand einsparen können.
Der Landkreis Lüneburg hat sich auf den Weg gemacht hin zu mehr Transparenz in der Verwaltung und ist damit vielen anderen Kommunen in Deutschland voraus. Stefan Domanske fasst die Motivation der Lüneburger in einer Frage zusammen: „Betrachte ich mich als moderner Dienstleister oder als Verwaltung?“ Der Landkreis Lüneburg hat sich für die Moderne entschieden.
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