In der Bundespolitik stehen aktuell die Themen Klimawandel, Digitalisierung, Pflege und auch Rentenfragen weit oben auf der innenpolitischen Agenda und die geplanten Maßnahmen im Bereich der Pflege und Rente sollen wichtige demografische Herausforderungen bewältigen.
Auf der kommunalpolitischen Agenda von Kommunen zeigt sich ein etwas anderer Fokus und Demographie ist hier kein zentrales Thema. Dies zeigt das jährliche OB-Barometer des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). (Ober-)Bürgermeisterinnen und (Ober-)Bürgermeister der deutschen Städte ab 50.000 Einwohner/innen werden hier jährlich nach den wichtigsten Themen in ihrer Kommune befragt.
Trendverschiebungen bei den kommunalen Herausforderungen
Bezahlbarer Wohnraum liegt in der aktuellen Difu-Befragung mit 66 % deutlich vor Mobilität (44 %) und Digitalisierung (35 %), während das in früheren Umfragen dominierende Thema Integration aktuell nur noch Platz 6 belegt. Kommunale Finanzen – früher auf Rang zwei – ist auf Rang vier abgerutscht, Zwischen den Bundesländern gibt es große Unterschiede und das Thema Demografie wird im Vergleich zu früheren Erhebungen kaum noch als aktuelle Herausforderung genannt.
Auch in der Beurteilung künftiger Herausforderungen haben die drei aktuellen Topthemen bezahlbarer Wohnraum, Mobilität und Digitalisierung auch weiterhin absolute Priorität und auch hier wird Demographie nicht priorisiert.
Wichtige Aufgaben aus Sicht der Bevölkerung
Die wichtigsten kommunalen Aufgaben aus Sicht der Bevölkerung unterscheiden sich von der Meinung der Oberbürgermeister, denn in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage priorisierten die Befragten aus einer vorgegebenen Liste folgende Themen:
- gute Chancen für Kinder und Jugendliche
- Mobilität
- nachhaltige Umweltpolitik
- bezahlbarer Wohnraum
Auch hier erscheint Demographie nicht auf den vorderen Plätzen.
Regionale, lokale und sozialräumliche Unterschiede beachten
Unterschiede zeigen sich sowohl in der Befragung des Difu als auch in unserer Befragung zwischen einzelnen Regionen. Aus anderen Erhebungen ist zudem bekannt, dass es auch lokal- und sozialräumliche Unterschiede gibt, die im Rahmen einer zukunftsorientierten Kommunalpolitik beachtet werden müssen.
Unser Wegweiser zeigt hier umfangreiche demografische Daten für Kommunen ab 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern aus denen sich kommunale Herausforderungen ermitteln lassen. Diese Daten sollten aufgrund sozialräumlicher Unterschiede durch weitere sozialräumliche Erhebungen ergänzt werden. Ein gutes Beispiel ist die Kommune Hinte im Landkreis Aurich, die in einer repräsentativen Befragung die Lebenslagen älterer Menschen analysierte und die Daten in anschließenden Bürgerworkshops diskutierte und dann in ein seniorenpolitisches Konzept einfließen ließ.
Warum muss sich jede Kommune mit dem demographischen Wandel beschäftigen?
Die kommunale Infrastruktur muss in allen Kommunen an die Zukunft angepasst werden. Bunter und älter werden die Kommunen und die Beachtung dieser demografischen Eckpunkte müssen zur Beantwortung von Fragestellungen führen, die unsere künftige Lebensqualität beeinflussen. Wie wird unsere Kommune künftig aussehen, was wollen wir künftig haben und was können oder wollen wir uns leisten?
Stichwortbeispiele für demographische Themenfelder
- Angebote für Kinder (Kitas, Schulen etc.)
- Angebote für Ältere (Kultur, Gesundheit, Alltagshilfen etc.)
- Wohnen
- Mobilität
- Energie, Wasser, Abwasser, Müllabfuhr
- Gesundheit (Ärzte, Krankenhäuser, Pflege etc.)
- Friedhöfe
- kommunale Finanzen
Vernetzung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor
Die Lösungssuche in den Kommunen erfordert die Vernetzung mit lokalen Akteuren aus der Verwaltung, der Politik und der Zivilgesellschaft. Dies kann in Form kommunaler Workshops erfolgen und sollte immer möglichst Daten basiert erfolgen.
Auch sollte die kommunale Wirtschaft eingebunden werden, denn sie hat häufig noch keine ausreichenden Lösungen für die demographischen Herausforderungen wie z. B. zunehmender Fachkräftemangel, mehr ältere Arbeitnehmer, mehr Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund, höhere Frauenerwerbsquote oder die Notwendigkeit für lebenslanges Lernen.
Die Stadt Aßlar will die Friedhofsgebühren anheben. Gibt die Bertelsmann Stiftung auch Empfehlungen für die Erhebung von Friedhofsgebühren
Vielen Dank für Ihre Frage und wir können leider keine Empfehlungen für die Erhebung von Friedhofsgebühren geben, da dies immer von den individuellen Herausforderungen der Kommunen abhängt. Dies gilt auch für andere kommunale Themen, die möglichst unter Beteiligung von Akteuren aus der Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft bearbeitet werden sollten.